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Sie war Pferdejournalistin, Schriftstellerin, Pionierin der Öffentlichkeitsarbeit in der heimischen Pferdeszene und Schöpferin des „Jahrbuchs der österreichischen Warmblutzucht“. Am 1. Jänner ist Brigitte Peter verstorben.
Jüngeren Pferdefreunden mag ihr Name vielleicht nichts mehr sagen – doch mehr als 30 Jahre lang hat Brigitte Peter die österreichische Pferdeszene nachhaltig geprägt und frischen Wind in die heimische Warmblutzucht gebracht. Sie war die erste Öffentlichkeitsreferentin der AWÖ (Arbeitsgemeinschaft für Warmblutzucht in Österreich) und gab den Anstoß für die Herausgabe des „Jahrbuchs der österreichischen Warmblutzucht“, das erstmals 1987 erschienen ist. Insgesamt 35 Ausgaben dieses Standardwerks hat es gegeben – die ersten zehn trugen die unverkennbare Handschrift von Brigitte Peter.
Zur Pferdeszene ist sie mehr oder weniger zufällig gekommen – nämlich im Jahr 1978 durch den Reitunterricht ihrer Tochter Dorothea am Gschwendthof von Ewald und Milos Welde, zwei schillernde und prägende Persönlichkeiten der damaligen Pferde-Community. Brigitte Peter war bereits eine renommierte und vielfach ausgezeichnete Kinderbuch-Autorin – und die Bekanntschaft mit den Weldes lenkte ihr Talent fürs Schreiben in neue Bahnen: Sie machte Öffentlichkeitsarbeit für den Gschwendthof und fand rasch am Pferdejournalismus Gefallen – ihre Beiträge für die Zeitschrift „Cheval“ waren bald legendär, und auch ein minutiös recherchierter Bericht über die „Rettung der Lipizzaner aus Hostau“ im Zweiten Weltkrieg sorgte 1982 für Furore.
Von da war der Weg zur heimischen Warmblutzucht und zur AWÖ nicht weit, wie sie im Rückblick schilderte: „Ich verdanke den Weldes sehr viel – Anregung, Motivation und natürlich ein bestimmtes Grundwissen in Sachen Pferd. Mein erster Verbandskontakt erfolgte durch Dr. Erasimus, damals Geschäftsführer des niederösterreichischen Pferdezuchtverbandes. Durch ihn habe ich auch das Gespür und das Verständnis für die Probleme der Zuchtverbände entwickelt. Sehr viel Ermutigung verdanke ich auch dem Ehrenpräsidenten der AWÖ, Ökonomierat Franz Quirchmayr-Katerl – der übrigens auch das entscheidende „Ja“ zum Jahrbuch gegeben hat. Sehr wichtig ist natürlich Ing. Bauer (damals Geschäftsführer der AWÖ, Anm.), mit dem ich seit Jahren intensiv zusammenarbeite.“
Vor allem das „Jahrbuch der österreichischen Warmblutzucht“ war eine Pioniertat mit weitreichenden Folgen – es entwickelte sich zu einem unentbehrlichen Nachschlagewerk und einer auch international vielbeachteten Zucht-Publikation. Besonders bemerkenswert: Mit dem Jahrbuch entstand erstmals auch so etwas wie ein Gemeinschaftsgefühl in der heimischen Warmblutzucht, es eröffnete einen gemeinsamen Blick auf die bundesweite Szene und sorgte so erstmals für Vergleichsmöglichkeiten der Bundesländer untereinander – und für positive Anreize, es den aktivsten und tüchtigsten Verbänden gleichzutun. Das „Jahrbuch“ hat in dieser Hinsicht enorm viel bewegt.
Nach zehn Jahrbüchern war für Brigitte Peter aber Schluss – sie brach zu neuen Ufern auf, widmete sich verstärkt der Ethnologie und privaten Studien, behielt aber die für sie nach wie vor faszinierende Welt der Pferde stets im Auge, auch zahlreiche menschliche Kontakte blieben bestehen.
Was von Brigitte Peter bleibt, ist unendlich viel – sie hat ganz wunderbare, vielfach prämierte Kinderbücher geschrieben, die auch heute nichts von ihrem Zauber verloren haben, ebenso mehrere exzellente ethnologische Fachbücher, die meist nach Forschungsreisen mit ihrem Mann Hanns Peter entstanden sind (1973 und 1980 zu den Ureinwohnern Papua-Neuguineas, 1975 zu den Aborigines in Australien). Und natürlich bleiben die 35 Ausgaben des „Jahrbuchs der österreichischen Warmblutzucht“, eine einzigartige historische Dokumentation und ein Monument der heimischen Pferdezucht-Geschichte.
Vor allem aber bleibt das Beispiel ihrer grenzenlosen Liebe und Menschlichkeit, die allem zugrunde lag, was sie gesagt und getan hat. Sie war bis ins hohe Alter eine einzigartige, bewundernswerte, unvergessliche und charismatische Persönlichkeit – ungemein belesen und gescheit, humorvoll und herausfordernd, mutig und ermutigend, unkonventionell, aufrichtig, kreativ und kritisch. Niemand, der sie näher gekannt hat, wird sie jemals vergessen. Es war ein Privileg, zu ihren Freunden gehört zu haben.
Brigitte Peter starb – wie ihre Familie mitteilte – am 1. Jänner 2025 im Alter von 88 Jahren. Unser tiefempfundenes Mitgefühl gilt ihren Kindern Markus, Thomas und Dorothea sowie allen Angehörigen.
Leopold Pingitzer & Leopold Erasimus
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