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Für die Hengste der Pferdezucht Tirol startete am Sonntag, den 16.6.2024, wieder die Sommerfrische auf der Stallbachkaralm. Die Alpung ist ein nicht wegzudenkender Bestandteil der Tiroler Landwirtschaft, welcher höchstes Tierwohl garantiert und eine artgerechte Tierhaltung gewährleistet.
Die Pferdezucht Tirol setzt mit dem Hengstauftrieb in Kirchberg jährlich ein klares Zeichen für die Bewirtschaftung unserer Almen. Der Erhalt unserer Kulturlandschaft ist dabei ebenso wichtig wie die Förderung des Tierwohls durch eine artgerechte und naturnahe Haltung.
Der Auftrieb der Deckhengste lockt jedes Jahr tausende Besucher:innen auf die Stallbachkaralm nach Kirchberg/Aschau. Die dort gealpten Hengste stehen allesamt im Besitz der Pferdezucht Tirol und dürfen nach der erfolgreichen Decksaison die Sommermonate gemeinsam in den Bergen verbringen. Obmann ÖR Christian Wild nahm sich, wie in den letzten Jahren auch, viel Zeit, um den interessierten Zuschauer:innen die Hengste vorzustellen. Neben Wissenswertem zu den einzelnen Tieren, wie etwa der Abstammung, Deckleistung oder dem Gewicht, informierte unser Obmann, selbst leidenschaftlicher Norikerzüchter, auch über die Blutlinienführung, Rassemerkmale und Charaktereigenschaften der Rasse Noriker.
Im Anschluss an diese Vorstellung wurden die Hengste freigelassen und sogleich startete die Klärung der Cheffrage, welche, trotz imposanter Rangkämpfe, verletzungsfrei entschieden werden konnte. Mit dabei waren Eis Nero XIV, Florestan Elmar XV, Garry Diamant XVI, Gruber Diamant XVI, Hubertus Vulkan XVII, Preber Elmar XVI, Vasco Vulkan XVIII und Wild Vulkan XVIII. Einem friedlichen Almsommer im Herdenverband steht nun nichts mehr im Wege.
Pferdehaltung und Alpung
Dass die Pferdehaltung nicht nur von ideellem Wert ist, sondern auch einen wichtigen Beitrag zur österreichischen Volkswirtschaft leistet, zeigen die Zahlen. Mit einem jährlichen gesamtwirtschaftlichen Produktionswert von bis zu 18.000 € und einem gesicherten Arbeitsplatz pro fünf gehaltener Pferde, bei österreichweit zirka 170.000 gehaltenen Pferden, wird deutlich, welchen wirtschaftlichen Nutzen die Pferde mit sich bringen. Naheliegend ist daher, dass die Pferdehaltung auch in Zukunft bestmöglich weitergeführt werden soll. Mit einer artgerechten Pferdehaltung verbinden wir vor allem auch die Alpung unserer Noriker. Freilebende Pferde verbringen bis zu 16 Stunden am Tag damit, sich während der Nahrungssuche und -aufnahme stetig fortzubewegen. Die freie Bewegung im abwechslungsreichen Berggebiet erfüllt somit nicht nur das Bedürfnis nach einem artgerechten Fortbewegungs– und Fressverhalten, sie trägt außerdem einen wesentlichen Teil zur Verbesserung der Koordination und Stärkung des Bewegungsapparates bei. Hinzu kommt, dass meistens mehrere Pferde gemeinsam gealpt werden, so etwa auch unsere Deckhengste. Durch die gemeinsame Haltung kann das Sozialverhalten in einem stabilen Herdenverband optimal ausgelebt werden. Dies verbessert das Wohlbefinden der Tiere und ermöglicht ein Ausleben natürlicher Verhaltensweisen in einer Gruppe. Die Gesamtheit dieser Faktoren trägt somit zu einer Verbesserung der Gesundheit und Vitalität sowie der psychischen Ausgeglichenheit bei.
Aber nicht nur die Pferde profitieren von der Alpung. Auch für die von Pferden bestoßenen Almgebiete gibt es einige Vorteile. In Partnerschaft mit anderen Nutztieren, wie etwa Rindern, ergibt sich durch das unterschiedliche Fressverhalten eine ausgeglichene Beweidung, welche den Bewuchs mit wertvollen Gräsern fördern kann. Somit tragen auch die Pferde einen wichtigen Teil zum Erhalt der Kulturlandschaft auf unseren Almen bei.
Die Tourismusregion Tirol profitiert ebenso wie die heimische Bevölkerung von der Alpung verschiedenster Tierarten, welche unsere Erholungsgebiete erhalten und gestalten.
Im Verlauf der letzten Jahre geriet die Bewirtschaftung der Almgebiete jedoch vermehrt unter Druck. Große Beutegreifer treten immer häufiger auf und verursachen oft immense Schäden. Gerissene und schwer verletzte Tiere stellen nicht nur einen finanziellen Verlust dar, der ideelle Wert eines liebgewonnenen und wertvollen Tieres ist oft viel höher einzuschätzen und kann finanziell nicht abgegolten werden. Dazu kommt auch die Gefahr, welche von in Panik geratenen Tieren ausgeht. Viele Landwirt:innen ziehen nun schon die ersten Konsequenzen, verfrühte Almabtriebe oder der Verzicht auf die Alpung sind leider keine Einzelfälle mehr. In erster Linie ist dies ein Schaden für die betroffenen Betriebe und die Landwirtschaft. In weiterer Folge haben aber auch die Tiroler Bevölkerung sowie verschiedene Wirtschaftsbranchen mit negativen Folgen zu rechnen. Durch die fehlende Bewirtschaftung der Almen gehen unsere Kulturlandschaft und somit auch wertvolle Erholungsgebiete verloren. Langer Bewuchs auf offenen Flächen bietet im Winter optimale Voraussetzungen für die Entstehung von Gleitschneelawinen, welche Siedlungen und Wälder bedrohen. Durch die fehlende Beweidung und Düngung der Flächen verliert das dort wachsende Grünfutter an Qualität, die Flächen verwalden zudem immer mehr. Längerfristig hat somit auch der heimische Wildtierbestand mit einem verminderten Futterangebot zu kämpfen.
Daher ist es uns ein Anliegen, weiterhin unsere Almen zu bewirtschaften, um unseren Tieren einen hohen Lebensstandard mit artgerechter Haltung zu ermöglichen. Der Erhalt unserer Natur und Kulturlandschaft geht damit einher und somit betrifft dieses Thema nicht nur die Landwirtschaft, sondern die gesamte Tiroler Bevölkerung.
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