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Zuchtwerte für Norikerhengste

Zuchtwerte für Norikerhengste

 

Die Qual der Wahl – welche Hilfestellungen gibt es?

 

Die Frage nach dem “richtigen Hengst” für meine Stute erhält im heurigen Jahr vielleicht noch mehr Bedeutung als in den letzten Jahren, denn heuer wird das 2011 bestätigte Noriker Zuchtprogramm erstmals in seinem vollen Umfang von züchterischer Bedeutung sein. Speziell bei den Hengsten bekommt mit der Einführung des Testhengstbuches die Auswahl des Deckhengstes noch mehr Bedeutung.

 

Vielversprechende Jugend oder geprüfte Vererber?

Setze ich einen vielversprechenden Junghengst ein und habe ich vielleicht das Glück, dass ich im ersten Fohlenjahrgang bereits interessante Nachkommen habe und nehme ich das Risiko in Kauf, dass dieser Hengst vielleicht keine positive Eigenleistungsprüfung ablegt oder setzte ich lieber auf bereits bewährte und zuchterprobte Hengste mit einer positiven Eigenleistungsprüfung? Dies stellt eine zentrale Frage dar und die passende Antwort muss jeder Züchter für sich finden.

Um den Entscheidungsprozess zu erleichtern sind möglichst viele objektive Fakten in katalogisierter Form gesammelt. Die Daten der Eigenleistungen im Exterieur, bei der Körung erhoben, oder der Leistungsprüfung auf Station werden mit den Ahnen- und Verwandteninformationen sowie eventuell bereits vorhandener Nachzuchtleistungen ergänzt und durch Zuchtwerte für die jeweiligen Merkmale dargestellt. 

 

Was versteht man nun unter einem Zuchtwert?

In der modernen Tierzucht sind geschätzte Zuchtwerte die wichtigsten Hilfsmittel zur Selektion. In der Zuchtwertschätzung (ZWS) werden Abstammungsinformationen und Leistungsdaten kombiniert und mit Hilfe statistischer Verfahren die genetische Veranlagung eines Tieres bewertet.

Unter dem Zuchtwert versteht man die im Durchschnitt bei den Nachkommen wirksamen Erbanlagen. Der wahre Zuchtwert eines Tieres ist ein grundsätzlich unbekannter Wert, weil die für seine Erfassung notwendigen Bedingungen in der Praxis nie zur Gänze erfüllbar sind.

Die grundsätzlichen Prinzipien der ZWS beruhen auf zwei zentralen Annahmen

1.: Die Leistung wird bei den meisten Merkmalen sowohl durch die Veranlagung als auch durch die Umwelt geprägt. Als Grundgleichung der Tierzucht gilt deshalb: Leistung = Genetik + Umwelt

Die Aufgabe der ZWS ist die Trennung der genetischen von den umweltbedingten Einflüssen. Einige wichtige Umwelteinflussfaktoren, die in der ZWS korrigiert werden müssen, sind z.B. das Betriebsmanagement (Fütterung, Haltung, usw.), das Alter oder der Bewerter.

2.: Über die genetische Veranlagung eines Tieres sagt nicht nur seine eigene Leistung etwas aus, sondern auch die Leistungen verwandter Tiere, weil verwandte Tiere einen bestimmten Anteil gleicher Gene haben.

Die Schätzung der Zuchtwerte erfolgt jährlich von der ZuchtData EDV-Dienstleistungen Ges.m.b.H. durch Dr. Christian Fürst mit einem BLUP-Tiermodell. Hierbei werden die Zuchtwerte aller Tiere gleichzeitig unter Einbeziehung aller Verwandtschaftsinformationen geschätzt. Das heißt, dass für den Zuchtwert eines Hengstes nicht allein die Leistung/das Exterieur seiner Nachkommen ausschlaggebend ist, sondern auch die Leistungen/das Exterieur der Nachkommen seines Vaters, seines Muttervaters oder auch seiner Enkel. Neben der Umweltkorrektur findet gleichzeitig eine bestmögliche Berücksichtigung des Anpaarungsniveaus statt. Bei der Heranziehung der Nachkommenleistung für die ZWS spielt die genetische Veranlagung der Paarungspartner eine wichtige Rolle. Es wird versucht, die verzerrenden Effekte rechnerisch entsprechend zu berücksichtigen. Die Methode des BLUP-Tiermodells ist die Methode der Wahl und wird weltweit bei fast allen Merkmalen und allen Tierarten angewendet.

Die Sicherheit der ZWS ist ein Maß für die Qualität bzw. Zuverlässigkeit eines geschätzten Zuchtwertes. Die Angabe der Sicherheit erfolgt in Prozent, wobei Werte nahe 100% auf einen zuverlässig geschätzten Zuchtwert mit einem geringen Schätzfehler hindeuten. Die Sicherheit hängt einerseits von der Anzahl und Qualität der Informationen (Eigenleistung, Leistungen der Nachkommen und sonstiger Verwandter) und andererseits vom Erblichkeitsgrad des Merkmales ab.

Die jeweils angeführte Sicherheit im Exterieur bezieht sich auf die durchschnittliche Sicherheit der Exterieurmerkmale und der Maße. Die Sicherheit in der Leistungsveranlagung ist die durchschnittliche Sicherheit der Merkmalsgruppen.

Bei der Leistungsveranlagung handelt es sich um Daten aus den Stationsprüfungen bei Hengsten und Feldprüfungen bei Stuten. Für die ZWS wurden die aus den Prüfungen erhaltenen Einzelmerkmale zu den Merkmalskomplexen Charakter, Reiten, Fahren und Ziehen zusammengefasst.

Als Mindestsicherheit für die Veröffentlichung wurde im Exterieur 50% oder eine Eigenleistung (Maße und Exterieurbeurteilung) und bei der Leistungsveranlagung 30% oder eine Eigenleistung (Stationsprüfung) bestimmt.

Generell kann man feststellen, je höher die Sicherheit, desto geringer das züchterische Risiko! Grundsätzlich ist es jedoch so, dass der geschätzte Zuchtwert unabhängig von Sicherheit den wahrscheinlichsten Wert darstellt. Die Angabe der errechneten Einzelzuchtwerte erfolgt in ganzen Zahlen, die auf einen Mittelwert von 100 und eine genetische Standardabweichung von 20 Punkten standardisiert werden. Die sogenannte Basis stellt in der ZWS den Bezugspunkt für die geschätzten Zuchtwerte dar. Diese Bezugsbasis  ist gleitend und wird bei jeder ZWS aktualisiert, d.h. um 1 Jahr nachgerückt. Aufgrund der gleitenden Basis ändern sich die Zuchtwerte jährlich.

Derzeit (2012) bilden die Hengste der Geburtsjahre 1999 bis 2004 die Basis. Das bedeutet, dass diese Hengste im Durchschnitt bei allen Relativzuchtwerten auf 100 gesetzt wurden. Eine Standardabweichung entspricht ebenfalls 20 Punkten.

Die Darstellung der Zuchtwerte erfolgt im Balkendiagramm. Grundsätzlich beschreibt eine Abweichung nach rechts einen positiven und eine Abweichung nach links einen negativen Zuchtwert. Bei den Maßen ist dies jedoch nur bedingt gültig, denn hier bedeutet eine Abweichung nach rechts, dass mehr Wachstum zu erwarten ist und dies muss nicht immer positiv sein. Hier ist der Idealbereich farblich hinterlegt!

Das Merkmal Kaliber beschreibt das Verhältnis zwischen Größe und Körperbau und errechnet sich aus (Brustumfang/Stockmaß) x (Rohrbein/Stockmaß)

 

Welcher Hengst passt nun zu meiner Stute?

Die Zuchtwerte liefern keine Antwort auf diese Frage. Sie sind ein Instrument, welches in Verbindung mit einer ausgewogenen Selektion einen züchterischen Fortschritt bringt. Die Zahlen sind nur ein Mittel zum Zweck, denn was nutzt der Hengst mit dem höchsten Zuchtwert, wenn er eben nicht zur Stute passt.

Es ist daher heute wichtiger den je, dass nicht nur die Zahlen gelesen und verglichen werden, sondern auch die Hengste von den Züchtern selbst beurteilt werden. Für diese Beurteilung ist es jedoch auch wichtig, die Eigenschaften der anzupaarenden Stute zu kennen und diese realistisch einzuschätzen.

 

Dem Hengst wird in der Pferdezucht ein besonders hoher Stellenwert in der Vererbung zugesprochen. Der Auswahl der Vatertiere kommt demnach eine große Bedeutung zu. Bei aller Information die hier dargestellt wird, darf jedoch eines nicht vergessen werden:

Hier wird nur die vermeintliche „Genetik“ des Hengstes – nicht jedoch die positive oder negative Vererbungsleistung der Mutterstute des zu erhoffenden Fohlens betrachtet!

 

Zu den Zuchtwerten:

 

Online Hengstverzeichnis Noriker Steiermark  

 

                            

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