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ARGE NorikerApr 2021 / Noriker

Stellungnahme zum Leserbrief "Ein Hengst mit zwei Bewertungen"

 

Offene Stellungnahme zum Leserbrief „Ein Hengst mit zwei Bewertungen“

von Johann Redinger in der Zeitschrift Rossinger 1/2021

 

Als Zuchtkoordinator der ARGE Noriker Österreich darf ich stellvertretend für die Körkommissionen der Noriker Hauptkörung am 12. und 13. September 2019 und der Noriker Nachkörung am 3. Dezember 2020 folgende Stellungnahme und Richtigstellung zum angeführten Leserbrief abgeben und gleichzeitig alle Norikerzüchterinnen und Norikerzüchter, aber vor allem die Hengstaufzüchter einladen, sich selbst ein Bild zu machen und den Sachverhalt auch selbstkritisch zu hinterfragen.


Siegfried Vulkan XVII – Hauptkörung 2019

Der dunkelbraune Hengst von Schaller Vulkan XVI aus der Ozon-Moni n. Mars Diamant XII aus der Zucht von Robert Rupitsch sen. aus Goldegg wurde von Johann Redinger aus St. Johann am Walde mit dem Namen Siegfried Vulkan XVII anlässlich der Noriker Körung im Pferdezentrum Stadl-Paura am 12. und 13. September 2019 vorgestellt.

Der Hengst hatte damals ein Stockmaß von 162 cm, war sehr wenig entwickelt, mit sehr wenig Substanz ausgestattet, zeigte eine sehr schwache Gesamtkondition und war somit nicht unbedingt geschlechts- und rassetypisch. Zudem machte der Hengst einen leeren Eindruck und war insgesamt sehr schwach bemuskelt. Die Halsung war mittellang, mit etwas viel Unterhalsmuskulatur ausgestattet und gerade mit wenig Schwung. Die etwas steil liegende Schulter war ebenfalls sehr schwach bemuskelt. Die Mittelhand zeigte eine vorgetiefte Oberlinie und war sehr seicht bei sehr wenig Flankentiefe. In der Hinterhand war eine gut gelagerte und lange Kruppe ersichtlich, jedoch war die Hinterhand sehr wenig ausgebaut und ebenfalls sehr schwach bemuskelt.
Die Stellung in den Vordergliedmaßen kann zusammengefasst als bodeneng und etwas zehenweit bei einer steilen Fesselung und einem leicht geschliffenen, außen eingeschienten Karpalgelenk beschrieben werden. Die Hintergliedmaßen waren leicht ausgestellt, ebenfalls steil gefesselt und gerade. Die Korrektheit am harten Boden wurde in Schritt wie auch Trab generell etwas bodeneng und leicht drehend im Vorderbein im Trab gesehen.

Der Schritt war taktsicher aber wenig schreitend und die Trabbewegung bei guter Schulterfreiheit laufend mit wenig Rückentätigkeit.
 

Solist Vulkan XVII – Nachkörung 2020

Der soeben beschriebene Hengst war zur Hauptkörung am 4. und 5. September 2020 unter dem Namen Solist Vulkan XVII auf den Besitzer Kornel Rupitsch aus Filzmoos angemeldet. Er konnte verletzungsbedingt nicht antreten, welches mit einem Tierarztattest bestätigt wurde.  Der Hengst wurde deshalb bei der Nachkörung am 3. Dezember 2020 nochmals der Körkommission als einer von 4 Hengsten präsentiert, bei der auch Johann Redinger einen zu diesem Zeitpunkt nicht körfähigen Hengst vorstellte.

Siegfried Vulkan XVII alias Solist Vulkan XVII präsentierte sich in deutlich anderer Kondition und Verfassung. Der Hengst hatte bei einem Stockmaß von 164 cm wesentlich mehr Substanz, war aufgrund einer guten Vorbereitung sehr gut im Lack stehend und sehr gut bemuskelt. Er zeigte ein harmonisches, ausgeglichenes Seitenbild mit genügend Körpertiefe sowie sehr viel Ausdruck und erreichte eine entsprechend gute bis sehr gute Typbeurteilung. Die Halsung war viel besser bemuskelt, genügend lang und gut geschwungen. Die Vorhand zeigte bei viel Markanz im Widerrist immer noch eine etwas steile Schulter, die jedoch ebenfalls sehr gut bemuskelt war. Auch hat der Hengst wesentlich mehr Breite bekommen. Die Mittelhand war immer noch etwas vorgetieft bei guten Körperverbindungen und mit genügend Tiefe ausgestattet. Die Hinterhand zeichnete sich durch eine lange, gut gelagerte Kruppe aus, die sehr gut ausgebaut und sehr gut bemuskelt war. Die Stellung in den Vorder- und Hintergliedmaßen, sowie auch die Gangkorrektheit war unverändert. Das Vorderbein war lediglich deutlich kräftiger und besser bemuskelt. Die Noten in diesen 3 Merkmalen sind daher ident mit jenen von 2019. Die Schrittbewegung war geregelter und räumender und viel besser herausgearbeitet. Der Bewegungsablauf im Trab war nach wie vor etwas laufend und festgehalten im Rücken bei guter Schulterfreiheit und genügend Schub aus der Hinterhand. Hier erhielt der Hengst ebenfalls die gleiche Note wie bei seiner Vorstellung im September 2019.

 Solist Vulkan XVIISiegfried Vulkan XVII n. Schaller Vulkan XVI mit Johann Redinger bei der Hauptkörung 2019 (Foto: Team Myrtill)
Start der Bildergalerie mit Klick auf das Bild.
(3 Bilder)

 

Mit diesen beiden Beschreibungen darf ich Ihnen die Eindrücke der Körkommissionen bei der Körung 2019 und der Nachkörung 2020 wiedergeben und ich lade Sie, liebe Züchterinnen und Züchter, Hengstbesitzer und –aufzüchter ein, sich durch die kritische Betrachtung der angefügten Fotos selbst ein Bild von dem Hengst zu machen! Die Unterschiede in der Beurteilung und somit im Gesamtergebnis anlässlich der Hauptkörung 2019 und der Nachkörung 2020 liegen in der Bewertung von 7 Einzelmerkmalen, die sich augenscheinlich zum Teil zwischen 1 und 1,5 Noten verbessert haben. Der Hengst erreichte somit bei der Nachkörung 2020 die erforderliche Mindestnote von 7,64 und wurde in das Testhengstbuch eingetragen.

 

Eine Kommission kann immer nur das beurteilen, was sie bei einer Vorstellung zu sehen bekommt und daher ist es für jeden Vorführer wichtig, das kurze Zeitfenster von nur einigen Minuten optimal zu nutzen. Die Kommission hingegen ist gefordert, sich in einem kurzen Zeitraum ein möglichst objektives, vergleichbares und vollständiges Bild eines Pferdes zu verschaffen und dieses nach einem vorgegebenen Beurteilungsschema zu erfassen. Um dieses zu gewährleisten, ist eine Kommunikation und ein Meinungsaustausch innerhalb der Kommissionsmitglieder zweckmäßig und unbedingt erforderlich.
Jede Beurteilung ist jedoch immer nur eine Momentaufnahme zum Zeitpunkt der Vorstellung des Pferdes. Bei zwei Beurteilungen im Abstand von über einem Jahr bei einem Hengst im Alter von zweieinhalb bzw. fast vier Jahren in entsprechend unterschiedlicher Kondition und Vorbereitung sind entsprechende Unterschiede jedenfalls zu erwarten und meiner Meinung, durch die Betrachtung der Fotos auch selbsterklärend.

In diesem Zusammenhang darf ich aber auch an alle Hengstbesitzer und –aufzüchter appellieren, dass neben der anatomischen Grundvoraussetzung eines Hengstes die Vorbereitung, die Konditionierung und das erforderliche Training für eine erfolgreiche Vorstellung bei der Hengstkörung mitentscheidend sind. Nicht entscheidend ist, wer den Hengst bei der Beurteilung vorstellt. Ausschlaggebend dabei ist vielmehr wie sich der Hengst präsentiert und wie die Vorzüge eines Hengstes zur Geltung gebracht werden.

Mit diesen Gedanken darf ich alle Hengstaufzüchter zur selbstkritischen Reflexion einladen, damit sich bei künftigen Vorstellungen die eigene Erwartungshaltung mit der Sichtweise der Kommission in Einklang bringen lässt!

 

DI Johann Wieser
Zuchtkoordinator der ARGE Noriker Österreich

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