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Seit 38 Jahren – Blondinen bevorzugt

 Harald TauberEin Leben für den Haflinger:  (Foto: LZV NÖ)
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Für seine besonderen Verdienste in der Pferdezucht, am eigenen Haflingerzuchtbetrieb ebenso wie auch als Vorstandsmitglied im Verband NÖ Pferdezüchter, wurde Harald Tauber am 29. März 2008 das Staatsehrendiplom der Republik Österreich, die höchstmögliche Auszeichnung für heimische Pferdezüchter, verliehen. Dr. Johannes Frickh vom Lebensministerium übernahm die Ehrung jenes Menschen, dessen Leben seit nunmehr 38 Jahren durch die Arbeit mit und für den Haflinger geprägt ist.
Denn egal ob bei Stutenschauen, Fohlenchampionaten oder Hengstkörungen – sobald es um schicke und gut veranlagte Haflingerpferde geht, kann man sicher sein dass Harald Tauber nicht weit ist. Der Name des 68-jährigen Züchters aus dem niederösterreichischen Wittau bei Groß Enzersdorf ziert beinahe jeden Katalog einer Haflingerveranstaltung und häufig sind seine Pferde dann auch unter den Besten zu finden. Schließlich blickt der rüstige Pensionist auf jede Menge Erfahrung mit den hübschen Blonden zurück.
1940 in Klosterneuburg geboren wuchs er, nachdem sein Vater 1942 im Krieg gefallen war, bei seiner Großmutter auf. Nach der Volks- und Hauptschule erlernte er den Beruf des Installateurs, arbeitete aber dann für eine Viehexportfirma in St. Marx. Außerdem half er, wann immer er konnte, am landwirtschaftlichen Betrieb seines Onkels mit, den er 1975 schließlich übernahm. Heute hat er diesen Betrieb schon an einen seiner beiden Söhne übergeben, der sich auf 48 ha vor allem mit Acker- und Gemüsebau beschäftigt. Außerdem dient als Haupteinnahmequelle des Betriebs ausgezeichnetes Qualitätsheu von den nahen Donauwiesen, das zu 70 % an Reitställe in der Umgebung vermarktet wird. Für die 52 Haflinger, die im Moment den Hof bevölkern, sorgt aber weiterhin Harald Tauber mit Hilfe seiner Frau und einigen pferdenärrischen Mädchen aus der Ortschaft, die für eine Stunde Reiten gerne einmal das Putzzeug, den Wasserschlauch oder auch die Mistgabel in die Hand nehmen.
Weshalb Tauber aber gerade dieser Pferderasse verfallen ist, lässt sich auf einen lustigen Zufall zurückführen. Eigentlich wollte sein Onkel 1960 zwei Noriker-Jährlinge kaufen, erst später stellte sich heraus, dass es sich dabei um dreijährige Haflingerstuten handelte. Seit dieser Zeit befasst sich der Pferdemensch aus Passion intensiv mit der österreichischen Haflingerzucht und prägte diese auch ab 1970 zuerst als einfaches Mitglied, ab 1972 im Vorstand des Verbandes NÖ Pferdezüchter durch seine Aktivitäten. Ein besonderes Anliegen war es ihm, dass diesem Bundesland immer erstklassige Hengste zur Verfügung standen.
Sein Hauptaugenmerk legte er bei seinen eigenen Zuchtpferden immer auf die Merkmale Gangmechanik, Kopf und Hals. Ausdruck und Adel sollten seine Pferde ausstrahlen – die Größe eines Haflingers war für ihn nie das wichtigste Kriterium. Auch der international anerkannte Zuchtexperte Prof. Schwark von der Universität Leipzig, der über 20 Jahre lang als Gastrichter bei den zentralen Stutbuchaufnahmen fungierte, war von jenem Modell, das Tauber produzierte, sehr angetan. Gerade als der Trend zum größeren Haflinger Fuß fasste, bestärkte er Tauber genauso weiterzumachen wie bisher – und der blieb damit bis heute erfolgreich. Natürlich sollte so ein Alpenblondschopf auch einem erwachsenen Reiter im Sport den geeigneten Rahmen bieten, trotzdem – so findet er – sollte das Ponyendmaß nicht überschritten werden, damit man im Sport auch in der Ponyriege mitmischen kann.
Im Gegensatz zu vielen seiner Kollegen kann er auch der Einkreuzung von Arabern einiges abgewinnen: „Die Pferde werden dadurch einfach edler, rittiger und leistungsbereiter. Ich würde Araberblut sofort wieder einkreuzen, aber man muss schließlich das züchten, was man auch verkaufen kann. Da ich einen Großteil meiner Pferde wiederum an Züchter verkaufe, ist das zurzeit nicht relevant, ich denke aber, die Reiter wären begeistert.“
Dass Tauber das richtige Auge für gute Zuchtpferde und die richtigen Anpaarungen hat, konnte er schon oft beweisen. Seine guten Kontakte nach Tirol pflegt er seit vielen Jahren und verbesserte durch die richtigen Zukäufe seine Zuchtbasis. „Das gute an meinem Alter ist, dass ich viele Linien ganz genau kenne. Im Papier interessiert mich weniger die Mutter sondern viel mehr die Großmutter und die Urgroßmutter, da weiß ich genau wer gut vererbt.“ Und die Bilanz seiner 38 Jahre dauernden Zuchttätigkeit gibt ihm Recht. n 262 gebrannte Fohlen gingen daraus hervor, 194 davon waren Stutfohlen. Aus diesen wurden wiederum 121 Stuten ins Zuchtbuch eingetragen, 25 alleine in die Bewertungsklasse 1. Sieben Titel für die Landessiegerin, neun Reserve- und sieben 2. Reservesiegerinnen konnten gefeiert werden. Auch bundesweit gab es einen zweiten und zwei dritte Plätze zu verbuchen. Aus 68 gebrannten Hengstfohlen konnten sich 19 schließlich auch als Deckhengste profilieren. Insgesamt 24 Hengste, denn zur Blutauffrischung wurden auch immer wieder qualitätvolle Junghengste zugekauft, wurden von ihm bis zum heurigen Jahr zur Körung nach Stadl-Paura gebracht.
Außerdem kann Harald Tauber auf schöne Vermarktungserfolge zurückblicken. So wurde etwa eine Stute ins Königreich Butan verkauft, für einen Zuchtversuch gingen vier österreichische Haflingerhengste nach Indien – einer davon aus der Tauber´schen Zucht. 1989 knüpfte er mit dem Verkauf einer trächtigen Stute erste Verbindungen in die Slowakei, die bis heute Bestand haben. Der letzte Coup ist gerade erst über die Bühne gegangen – sieben Pferde wurden in die Ukraine verkauft.
Der für österreichische Verhältnisse doch recht große Zuchtbetrieb hat gegenüber den kleinen Züchtern natürlich viele Vorteile. Viele Generationen von Pferden und viele Halb- und Vollschwestern unter den Zuchtstuten geben die Möglichkeit ein bestimmtes Zuchtziel konsequent zu verfolgen. Und wenn man die vier neuen Fohlen von den Körungsstars des letzten Jahres Bergamo und Assuan sieht, weiß man, dass hier der Zuchtfortschritt groß geschrieben wird. Nachdem man vor etwa fünf Jahren einen Höchststand von 65 Pferden am Hof hatte, nahm sich Tauber vor, den Bestand in den nächsten Jahren doch deutlich zu reduzieren. „Fünf Pferde würden meinem Sohn auch noch genügen und ich werde ja schließlich auch nicht jünger. Aber ehrlich, mir ist´s leid um jedes Ross. Wenn Geld keine Rolle spielen würde, hätte ich sicher ein paar Hundert herumstehen.“
Den Grundstein für seine Erfolgszucht legte Tauber mit dem Ankauf der Tiroler Stute Mompti. Mit ihr feierte er auch gleich seinen ersten großen Erfolg, als er sie 1975 bei einer Haflingerschau in Wels vorstellte und dafür gleich die silberne Staatsmedaille verliehen bekam. Die zweite Urmutter der Wittauer Haflinger, die 26-jährige Manila steht heute noch im Stall, und man höre und staune – in einem Monat wird sie ihr 21. Fohlen zur Welt bringen. Eine weitere Sensation erfolgte 1993 bei der Bundesschau in der steirischen Ramsau auf der sieben seiner Stuten teilnahmen. Fünf davon erreichten die Bewertungsklasse 1, eine wurde sogar in der Klasse 1a eingetragen.
Und schließlich sei noch einmal auf den Doppelerfolg bei der Hengstkörung 2007 hingewiesen, wo seine Hengste Bergamo v. Barrique und Assuan v. Asselkur den Sieg und den Reservesieg einfuhren. Der dritte von Harald Tauber gezogene Hengst Wintersturm v. Winternacht wurde ebenfalls gekört und belegte damals den guten fünften Platz – bei der Europaschau Anfang Juni in Meran wurde er dann zum Reservesieger mit Schwerpunkt Exterieur gekürt.
Gute Hengste gab es auf der Zuchtstation Tauber immer zu finden, maßgeblich an der hauseigenen Zucht beteiligt waren die Körungssieger Mars, Stilist und Adabei. Auch der legendäre Austria prägte sie deutlich. Heute stehen vier Vererber am Hof zur Verfügung: der Tiroler Abkömmling Winternacht von Winterstein sowie die beiden eigenen Zuchtprodukte Bergamo und Assuan, Zweiterer befindet sich gerade für sechs Wochen auf Deckeinsatz in Amstetten. Weiters belegt der sehr ansprechende Maverick von Monson am Zuchthof, welcher allerdings aufgrund von 0,39 % Araberblutanteil relativ wenig genutzt wird.
Die Hengste sind alle eingefahren und ziehen zweispännig den Wagen bei Fahrten durchs Naturschutzgebiet. Auch alle Stuten gehen unter dem Sattel – zwar nicht im Sport, denn dafür fehlt die Zeit – aber für Kinder und Jugendliche, die reiten und ein bisschen mithelfen wollen, gibt es immer einen geeigneten Haflinger. „Ich lege besonderen Wert darauf, dass die Pferde zugänglich sind, denn sonst wäre das nicht möglich. Aber auf die Kinder passen die Pferde besonders auf und lassen sich von ihnen Dinge gefallen, die ich besser nicht versuchen sollte“, lacht Harald Tauber.
Durch seine tägliche Arbeit bei den Pferden ist der Pensionist immer noch hoch aktiv und bei bester Kondition. Auf Schauen stellt er seine Pferde – vor allem die „Schwierigen“ – am Liebsten selbst vor, denn da muss das Tier innerhalb von Minuten der Kommission mit all seinen Vorzügen präsentiert werden. Er weiß eben selbst am Besten, worauf er bei welchem Pferd zu achten hat. „Denn das ist schon oft ärgerlich, wenn du weißt, du hast ein besonders gutes Pferd, das zu Hause beim Traben nur so über den Boden schwebt, und beim Vorstellen galoppiert es vor lauter Nervosität nur herum. Natürlich können die Richter dann das wahre Potential des Pferdes nicht erkennen. Aber damit muss man dann leben!“
Auch heuer werden seine Haflinger wieder an diversen Veranstaltungen teilnehmen. Fünf Fohlen werden zu den vier springlebendigen Blondlingen, die sich schon am Hof tummeln, noch erwartet, also sind Fohlenschauen und das Championat Pflichttermine. Ebenso sind in diesem Jahr wieder vier Stuten so weit, um zur Körung gebracht zu werden. Nebenbei kommen die Jährlinge und Zweijährigen auf die Weide, Jungstuten werden zum ersten Mal bedeckt und Vermarktungsmöglichkeiten werden ausgelotet. Ans Aufhören wird nicht gedacht – ja gut, einen schlechten Tag hat jeder einmal. Dann kann es schon vorkommen, dass Tauber am liebsten 20 Haflinger auf einmal auf einen fremden LKW laden würde. Aber diese Anfälle sind spätestens am nächsten Tag vorbei. „Ich hab schon so oft gesagt, ich geb´ alle her – damit bin ich schlicht und einfach nicht mehr glaubwürdig“, grinst der Haflingermacher schuldbewusst, doch und die heimische Pferdewelt kann sich darüber freuen, dass es weiterhin erstklassige Pferde vom Zuchthof in Wittau geben wird.
All die großen und kleinen Erfolge der vergangenen Jahre, die vielen Erfahrungswerte und die Liebe zu den sympathischen blonden Kleinpferden zeichnen Harald Tauber aus. Er hat mit vielen großartigen Zucht- und Sportpferden gezeigt, dass die Haflingerzucht in Österreich qualitativ hochwertig und durchaus lukrativ sein kann. Ihm gebührt Dank und Anerkennung für seinen unermüdlichen Einsatz und seinen Beitrag, den er in 38 Jahren für die Rasse Haflinger geleistet hat. Aus diesen Gründen kommt die Ehrung des Bundesministeriums genau an die richtige Adresse. Wir gratulieren herzlich!
                                                                                                Petra Wiedemann

 

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