Gestüt Winter  Start der Bildergalerie mit Klick auf das Bild. (7 Bilder)
Geplant hatte es Andreas Winter schon lange, irgendwann die Pferde zu Haupteinkommensquelle seiner Familie zu machen. Schon 2002 wurden erste Überlegungen dazu angestellt. Der damals erst 15 -Jährige sammelte gerade erste Erfahrungen in der Zucht und absolvierte verschiedenste einschlägige Ausbildungen. Die landwirtschaftliche Fachschule in Tullnerbach mit dem Zweig Pferdewirtschaft, die Spanische Hofreitschule in Wien, die Hannoveranische Reit- und Fahrschule in Verden oder die Milak in Wiener Neustadt waren nur einige seiner Stationen.
2004 machte aber die Krebserkrankung seiner Mutter die großen Pläne erst einmal überflüssig. Für Andreas war klar, dass er nun in der Firma und am landwirtschaftlichen Betrieb den Eltern zur Hand gehen musste. Zwei Jahre später folgte der nächste Schicksalsschlag: Bei einem Arbeitsunfall zog sich Andreas eine schwere Handverletzung zu, nach der zwei Finger völlig steif blieben. „Im Endeffekt ist aber dann immer wieder alles gut ausgegangen“, erzählt heute seine Mutter Christina. Ihr Krebs gilt als geheilt und Andreas kann seine Hand wieder völlig normal einsetzen. „Wenn die Familie zusammenhält, man ein Ziel vor Augen und ein bisschen Glück hat, geht viel!“
Zuchterfolge In dieser Zeit erblühte die kleine Warmblutzucht, mit der im Jahr 2000 begonnen worden war. Aus der ersten Zuchtstute, der Österreicherin Biene Ballerina von Kastellan, wurden vier Fohlen gezogen. Eines davon die in Niederösterreich bestens bekannte Belissima von Belissimo M, die 2005 am nö. Fohlenchampionat den dritten Platz holte und 2008 am Bundeschampionat 2. Reservesiegerin bei den dreijährigen Jungstuten wurde. Im Jahr darauf holte sie zwei fünfte Plätze bei den vierjährigen Materialpferden und Bundesstuten. Mittlerweile brachte die Stute zwei ausgezeichnete Fohlen, unter anderem den Landessieger der Hengstfohlen 2011 Blickfang von Bailamos Biolley. Und noch drei Prachtstuten hatte Familie Winter bis jetzt im Einsatz: die bereits verstorbene Ballaringa von Bandoliro xx, die Hannoveranerstute Watch Me von Weltruhm, die Andreas schon in Verden kennen lernte, und die mit der Staatsprämie Deutsches Sportpferd ausgezeichnete Goldfinesse von Hibiskus.
Meisterkurs Schließlich entschloss sich Andreas neben der Arbeit die Ausbildung zu Pferdewirtschaftsfacharbeiter und später auch zum Meister zu machen. Und gerade dort lernte er seine um zwei Jahre jüngere Frau Stefanie kennen – eine Pferdefrau mit Herz und Verstand. Sie hatte bereits eine Facharbeiterlehre in Tirol abgeschlossen und Praktika in den Ställen von Sissy Max-Theurer, den Brüdern Englbrecht und Familie Bernhaider absolviert.
Gemeinsam machten die beiden den Umbau des Winter-Zuchtbetriebs zu einem modernen Gestüt und Ausbildungsstall zum Thema ihrer Meisterarbeit. Und was soll man sagen – das was sie planten, hatte Hand und Fuß. Ohne Architekt hielt das Projekt allen Prüfungen stand – sowohl im Kurs als auch in der Realität. So konnte es auch ohne größere Probleme im letzten Jahr genau so umgesetzt werden. Freilich nicht ohne die großartige Hilfe von Vater Franz, Mutter Christine und Großmutter Anna. Die waren noch zusätzlich gefordert, als sich die Familie 2011 ziemlich rasch vergrößerte. Denn Heiraten und die kleine Ann-Kathrin zur Welt bringen – das ging sich für das dynamische Duo Steffi und Andreas auch noch aus.
Modern & praktisch Besichtigt man die neue Anlage, wird offensichtlich, dass bei der Planung Pferdeverstand regiert hat. Zwei Stallgebäude bieten 32 helle Boxen mit 24 Paddocks, alles mit isolierenden, rutschfesten Gummimatten ausgelegt. Jeder Stall verfügt über Putzplätze, einen Waschplatz mit temperiertem Wasser und entweder ein Pferdesolarium oder gar eine Infrarot Wärmekabine für Pferde. Von jeder Box und jedem Paddock aus kann der Mist direkt in die Entmistungsanlage eingebracht werden, wodurch Scheibtruhen am Gestüt Winter unnötig werden und die Arbeitszeit beim Ausmisten deutlich verkürzt wird. Neben einem Sandplatz (30 x 65 m) und einer Halle (20 x 60 m) mit Tribüne, die direkt vom Stall aus zu begehen ist, sorgt auch eine ovale, gelenksschonende Führmaschine (10 x 20 m) für optimale Trainingsbedingungen. Sand- und Wiesenkoppeln, 6 ha Aufzuchtweide, ein Stüberl und ein noch nicht fertig gestellter Seminarraum komplettieren das Angebot am Gestüt Winter. 30 ha eigenes Grünland sorgen außerdem für Heu von bester Qualität und Zukauf erfolgt nur von Betrieben aus dem Wienerwald.
Zukunftspläne Diesen Betrieb sollen in Zukunft nicht nur Pferde aus der eigenen Zucht bevölkern. Auch Einstell- und vor allem Ausbildungspferde sind herzlich willkommen. Gerade auf die Ausbildung von Jungpferden, die Vorbereitung für Materialprüfungen oder die Begleitung von Pferd-Reiter-Paaren durch Beritt und Unterricht möchten sich Andreas und Stefanie spezialisieren. Wichtig ist ihnen, dass sie mit Ruhe und Geduld arbeiten können – einen Monatsberitt wird es also nicht geben. Die Arbeit wird individuell auf jedes Pferd angepasst und angeritten wird ein Pferd erst, wenn es seine Rückenmuskulatur erlaubt.
Auch in der Zucht sieht Andreas noch Möglichkeiten sich zu steigern, weitere Platzierungen auf Landes- und Bundesniveau erhofft er sich auf alle Fälle. Ansonsten sind die Ziele ebenso hoch wie bodenständig – ein familienfreundlicher Betrieb zu werden, auf dem sich alle wohl fühlen, wo man gerne zu einem Team wird und gemeinsam den Freizeitspaß genießen kann. „Weil Freizeitspaß ist das hier für uns letztendlich auch“, lacht Andreas. Auch wenn es mit soviel Arbeit verbunden ist? „Natürlich, sonst hätten wir das alles hier ja gar nicht gemacht…“
Wer sich das Gestüt Winter einmal genauer ansehen will ist zum „Tag der offen Tür“ am 23. September 2012 in Thenneberg 33, 2571 Altenmarkt herzlich eingeladen! Infos unter www.gestuet-winter.at
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